Lagerkosten

Was sind Lagerkosten?

Annähernd jeder produzierende Betrieb, jedes Handelsunternehmen, jeder Shop Betreiber verfügt über ein Lager. Hierbei soll die optimale Verfügbarkeit der benötigten Produkte und verschiedenartigen Güter sichergestellt werden, um Lieferengpässe zu vermeiden. Bei der Lagerung entstehen Kosten: die sogenannten Lagerkosten, auch genannt Lagerhaltungskosten.

Inhaltsverzeichnis
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    Lesedauer: 2:59 min

    Im Rechnungswesen sind Lagerkosten sämtliche anfallende Kosten für:

    • Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
    • Zwischenprodukte
    • Handelswaren
    • halbfertige und fertige Erzeugnisse
    • Ersatzteile

    Die Lagerhaltung verursacht jedoch unvermeidbar Kosten für Räumlichkeiten, Fördermittel und Material. Hinzu kommen Personalkosten und die Kapitalbindung der gelagerten Ware selbst.

     

    Welche Arten von Lagerkosten gibt es?

    Es gibt für Unternehmen zwei Blöcke von Kosten bei der Lagerung: Die Lagerhaltungskosten (zum Beispiel Personal, Räume, Waren, Material) und die Lagerzinskosten für das gebundene Kapital in Form des Bestands.

    Lagerkostenart Wichtigste Beispiele
    Personalkosten Löhne, Gehälter, Sozialabgaben
    Raumkosten Miete/Pacht, Abschreibungen (Gebäude und Lagereinrichtungen), ggf. Zinsen für investiertes Kapital, Instandhaltung, Energie, Reinigung, Versicherung
    Kosten der Ware Zinsen für das gebundene Kapital, Versicherung, Untergang oder Veralterung, Schwund, Beschädigung, ggf. Konservierung
    Kosten für Fördermittel und Hilfsmittel Wertverlust (Abschreibung) der Fördermittel, Wartungen, Reparaturen, Betriebskosten, Versicherung
    Materialkosten Verpackung, Büromaterial

    Zudem ist eine Unterscheidung in Fixkosten und variable Kosten möglich:

    • Lager-Fixkostenfallen fortlaufend an und variieren kaum in der Höhe
    • Variable Lagerkosten hängen stark von der Intensität der Lagernutzung ab

    Zu den größten Posten bei den fixen Kosten der Lagerung zählen Abschreibungen auf Lagereinrichtungen und Gebäude, Personalkosten und auch Mieten (sofern die Produkte nicht in eigenen Räumlichkeiten gelagert werden).

    Variable Kosten werden hingegen direkt von der Bestandshöhe und der Umschlagshäufigkeit beeinflusst. Sie entstehen immer dann, wenn Produkte vereinnahmt, gelagert, ausgelagert oder umgelagert werden. Beispiele sind Kosten für innerbetriebliche Transporte und Kosten für Schwund oder Verderb.

    Lagerkosten berechnen

    Um die Lagerkosten (auch Lagerhaltungskosten genannt) zu berechnen, addiere einfach die Kosten aus dem vorangegangenen Abschnitt, um den Ausgangswert für Optimierungsmaßnahmen zu kennen. Die vollständige Errechnung kann mitunter schwierig sein. ERP-Systeme mit integrierter Kostenstellenrechnung (Controlling) erweisen sich in diesem Zusammenhang als äußerst nützlich. Auch ein Warenwirtschaftssystem unterstützt die Errechnung von Lagerhaltungskosten.

    Besteht die Möglichkeit der Kostenstellen-Auswertung nicht, können die benötigten Daten auch der Finanzbuchhaltung oder der Gewinn- und Verlustrechnung entnommen werden. Beachte jedoch, dass hierbei dann nur tatsächlich entstandene Aufwände und keine kalkulatorischen Kosten (wie kalkulatorische Zinsen) vorliegen.

    Beispiel

    Ein kleines E-Commerce-Unternehmen betreibt einen eigenen Shop. Für die Lagerung seiner Produkte hat er ein kleines Gebäude in einem Gewerbegebiet angemietet. Dort wird ein Mitarbeiter in Vollzeit beschäftigt. Leider ist keine Kostenstellenrechnung vorhanden, weshalb die Kosten auf Jahresbasis ermittelt werden müssen. Es liegen folgende Werte aus dem Rechnungswesen vor:

    Lagerkostenart Wichtigste Beispiele
    Personalkosten 31.200 Euro
    Miete 18.000 Euro
    Abschreibungen 2.000 Euro
    Verwaltungskosten (anteilig) 1.500 Euro
    Versicherung 2.800 Euro
    EDV-Kosten (anteilig) 500 Euro
    Kosten für Energie 900 Euro
    Kosten der Lagerung gesamt 56.900 Euro

    Das Unternehmen hat im Vorjahr also insgesamt 56.900 Euro für die Lagerung aufgewendet. Dieser Wert ist die Berechnungsbasis für fast alle anderen Lagerkennzahlen. Sind die Lagerkosten bekannt, können sie beispielsweise anteilig auf lagerhaltige Produkte verrechnet werden. Dies erfolgt mithilfe des sogenannten Lagerkostensatzes.

     

    Was ist der Lagerkostensatz?

    Kennst du sowohl deine Lagerkosten als auch den durchschnittlichen Lagerwert, kannst du eine wichtige Kennzahl, den sogenannten Lagerkostensatz, errechnen.

    Beispiel 1: Lagerkostensatz errechnen

    Du hast durch das Addieren sämtlicher Faktoren jährliche Lagerkosten von 25.000 Euro ermittelt. In deinem Lager befindet sich ein durchschnittlicher Bestandswert in Höhe von 100.000 Euro. Die Berechnung erfolgt nach dieser Formel:

    Lagerkostensatz = Lagerkosten / ∅Lagerwert*100

    also

    25.000 € / 100.000 € *100 = 25 %

    Beispiel 2: Lagerkosten berechnen pro Stück (Artikel)

    Dein Lagerkostensatz beträgt 25 %. Das lagerhaltige Material Nr. 4711 hat einen Bestandswert von 150 € pro Stück. Die Lagerkosten auf Ebene des einzelnen Materials errechnen sich wie folgt:

    Lagerkosten des Materials
    = 25 % von 150 Euro
    = 37,50 Euro

    Wir sprechen hier also von einer pauschalen Lagerkostenverrechnung direkt auf das Lagergut, proportional zum Materialwert. Es ist unabdingbar, diese Lagerkosten in die Preiskalkulation einzubeziehen. Erreichst du dadurch einen Verkaufspreis, der nicht konkurrenzfähig ist, solltest du die Lagerhaltungskosten senken.

    Was ist die Lagerintensität?

    Die Lagerintensität (auch Vorratsintensität genannt) ist eine weitere wichtige Kennzahl im Bereich der Lagerhaltung. Sie gibt Aufschluss über das Kapital, das in Form des Lagerbestandes gebunden ist.

    Insbesondere in vorratsintensiven Branchen wie dem Handel oder dem Maschinenbau spielt diese Kennzahl eine wichtige Rolle, da eine hohe Kapitalbindung entsprechend hohe Kosten verursacht und zugleich die Liquidität und Rentabilität beeinträchtigt. Von „vorratsintensiv“ wird in diesem Zusammenhang bei einer Lagerintensität von über 25 % ausgegangen.

    Lagerintensität berechnen

    Für die Berechnung benötigst du zwei Zahlen aus deinem Jahresabschluss: Das Vorratsvermögen (Wert der Lagerbestände) und das Gesamtvermögen (bzw. die Bilanzsumme). Die Formel lautet:

    Lagerintensität = Vorratsvermögen / Gesamtvermögen*100

    Beispiel: Lagerintensität berechnen

    Die Bilanz weist Vorräte von 10.000 Euro aus. Auf der Aktiva-Seite deiner Bilanz steht ein Gesamtvermögen von 80.000 Euro.

    10.000 € / 80.000 € *100 = 12,5 %

    Deine Lagerintensität beträgt also 12,5 %. Vergleiche diesen Wert bei Interesse mit dem Durchschnittswert deiner Branche, um deinen Standpunkt bestimmen zu können. Interessant ist zudem der Vergleich mehrerer Perioden im Zeitverlauf. Steigt die Lagerintensität, müssen die Gründe analysiert werden. Beispielsweise können ein mangelhaftes Lagermanagement oder gestiegene Fertigungszeiten ursächlich sein.

    Insgesamt ist eine hohe Vorratsintensität ein Lagerrisiko, da Überbestände den Risiken des Preisverfalls, des Verderbs oder der Veralterung ausgesetzt sind. Hinzu kommt eine hohe Mittelbindung, die du durch geeignete Maßnahmen senken solltest.

    Spannende Beiträge rund um Unternehmertum, ERP, Buchhaltung, CRM und Software:

    Ertan Özdil
    Autor dieses Artikels ist , CEO, Gründer und Gesellschafter des Cloud ERP-Anbieters weclapp.